Ausbruch des Vesuv im Jahre 79

In der Antike galt Pompeji als eine wohlhabende Stadt. Hier war ein geschäftiger Hafen entstanden, in den regelmäßig Schiffe aus Griechenland, Spanien, Nordafrika und dem Nahen Osten einliefen. Papyrus, Gewürze, Trockenobst und Keramik wurden gegen Wein, Getreide und die bekannte, teure Fischsoße „Garum“ aus der Region getauscht.

 

Pompeji erstreckte sich über eine Fläche von etwa 60 Hektar. Die gesamte Stadt wurde von einer Mauer mit acht Toren und elf Wachtürmen umgeben. Neben der Sicherheit wurde viel Wert auf Luxus gelegt.

 

Durch den mineralstoffreichen vulkanischen Boden ist das gesamte Land um den Vesuv sehr fruchtbar, so auch das Gebiet um Pompeji. Der Hafen und die Handelsstadt Pompeji wurden bereits um 600 v. Chr. gegründet und von den Samniten, einem Volksstamm aus dem Apennin, besiedelt. Die Römer besiegten diese letztendlich um 80 vor Christus.

 

 

 

 

 

Bereits 62 n.Chr., 17 Jahre vor dem Ausbruch, wurde das Unglück durch ein starkes Erdbeben angekündigt. Danach begann ein langsamer Wiederaufbau der zerstörten Gebäude. Es gab noch viele Bauarbeiten in Pompeji als am 22. und 23. August des Jahres 79 n. Chr. bereits erste Erdbeben einsetzten. Die Bewohner ahnten nichts von dem Ausbruch des Vulkans da er seit 900 Jahren ruhte und als erloschen galt.

 

Doch unter der Erdoberfläche stiegen große Magmamengen in die Erdkruste unter dem Vesuv und füllten die Magmakammern. Der Druck auf den Lavapfropfen (Blockade aus erstarrter Lava), welcher vom letzten Ausbruch im Schlot zurückgeblieben war, wuchs immer weiter.

In den frühen Morgenstunden des 24. Augusts stieg das Magma im Vesuv so hoch das es Grundwasser erreichte. Der Kontakt des Wassers mit dem Magma löste eine Wasserdampfexplosion aus, welche den Pfropfen aufsprengte. Da kein Druck mehr auf dem Magma lastete dehnten sich die darin gelösten Gase schlagartig aus. Gas- und Aschewolken wurden aus dem Schlot geschleudert und der Himmel wurde dunkel. Schon bald war Pompeji mit einer mehrere Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckt.

 

Bis zum Nachmittag hatte sich über dem Schlot eine bis zu 30 km hohe, säulenartige Gas- Aschewolke gebildet, in der sich heftige Gewitter entluden. Der Wind trieb die Säule in südöstliche Richtung wo sie dann in ihre Bestandteile zerfiel und auf den Boden niederprasselte. Diese bildeten in Pompeji und dem Nachbarort Oplontis eine Ablagerungsschicht von zwei bis drei Metern Höhe. Die Säule wurde instabil und ihr partielles Zusammenfallen hatte das Entstehen von giftigen Gaswolken und den ersten pyroklastischen Strömen zur Folge. Das sind Glutaschewolken, welche mit hoher Geschwindigkeit an den Hängen des Vesuvs herabrasten und dann Herculaneum, einen kleinen Nachbarort von Pompeji, zerstörten.

 

Durch das erneute Zusammenbrechen der Säule am späten Nachmittag entstanden neue pyroklastische Ströme welche mit Temperaturen von bis zu

500 °C und mit über 100 km/h über Herculaneum hinwegrasten. Das Gebiet am Hafen wurde überrollt und die Flüchtlinge in den Arkaden starben. Selbst jene Flüchtlinge, die mit ihren Booten schon auf dem Meer waren, wurden von der Wolke eingeholt.

 

Vom frühen Abend bis in die Nacht hörten die Explosionen auf und ein intensiver Ascheregen überkam Pompeji. Außerdem flossen riesige Schlammströme in die Stadt, die bereits unter einer meterschichten Ascheschicht lag. Viele Häuser waren eingestürzt, andere fast vollständig verschüttet. Die Luft war trocken und heiß und von feinem Staub erfüllt, sodass viele Menschen allein beim Luftholen qualvoll erstickten.

 

Kurz nach Mitternacht erschütterte ein weiteres Erdbeben Pompeji. Gebäude, welche bis dahin standgehalten hatten und einen letzten Zufluchtsort für Überlebende darstellten, stürzten ein. Die Menschen die darin Schutz gesucht hatten wurden von den Trümmern erschlagen. Letzte Überlebende versuchten aus Pompeji zu flüchten. Doch immer wieder rasten pyroklastische Ströme die Hänge herab und verwüsteten die Region im Umkreis von 5 km um den Vulkan endgültig.

 

Bei dem Vulkanausbruch wurde die gesamte Stadt zerstört. Über 12.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Erst vor etwa 250 Jahren fand man durch Zufall die Ruinen der Stadt. Seither graben dort Archäologen nach den zum Teil durch die Asche konservierten Überbleibseln.

Das Wissen um die Städte Pompeji und Herculaneum war nach der Katastrophe 79 nach Christus verloren gegangen. Erst in der Renaissance wurde man auf vereinzelte Funde am Fuß des Vesuvs aufmerksam.

 

Die Beschreibungen des Archäologen entfachten einen regelrechten Antikeboom. Wer es sich leisten konnte, fuhr nach Pompeji, um sich die frühen Ausgrabungen anzusehen. Dabei wurde willkürlich nach einzelnen Fundobjekten gewühlt und dabei ging vieles verloren.

Im 19. Jahrhundert setzte sich ein italienischer Monarch für eine systematische Forschung ein und berief Giuseppe Fiorelli zum Leiter der Ausgrabung.

Von Anfang an bemühte sich der Archäologe darum, Ordnung in die Ausgrabungsversuche zu bringen. Er begann, das Gestein horizontal Schicht für Schicht abzutragen. So konnte er ganze Häuser ans Tageslicht bringen und einen Plan der gesamten Stadt rekonstruieren.

 

Dazu gehörte vor allem eine lückenlose Dokumentation der Fundobjekte, die er mit genauem Fundort und Datum versah und in einem ausführlichen Tagebuch beschrieb. Die meisten Funde beließ er an Ort und Stelle. Einmal ausgegraben, versuchte er die Häuser vor Wetter und Dreck zu schützen. Dennoch verloren viele Malereien durch Sonneneinstrahlung unwiederbringlich ihre Leuchtkraft.

Durch seinen Ordnungssinn und die vorsichtigen Grabungen hat Fiorelli der Nachwelt ein einzigartiges Zeugnis antiker Stadtkultur hinterlassen. Da die Asche des Vulkans die Stadt über die Jahrhunderte hinweg so gut konservierte, ist in Pompeji viel mehr erhalten geblieben als in anderen antiken Städten.

Die meisten menschlichen und tierischen Skelette fand er unter dem meterhohen vulkanischen Material begraben. Mit der Zeit hatten sich die Körper der Toten zersetzt. In der schnell erkalteten Lava blieben nur die Knochen in einer Hohlform zurück.

 

Giuseppe Fiorelli kam auf die Idee, diese Hohlräume mit Gips auszufüllen. Nachdem man anschließend das vulkanische Gestein abgeschlagen hatte, entstanden so Skulpturen, die den Todeskampf der Bewohner Pompejis bis heute festhalten. Nur bei wenigen der geborgenen Toten fanden sich ernsthafte Verletzungen. Die meisten Menschen scheinen in ihrem "Gefängnis aus Lava" erstickt zu sein.